FRAUEN FUN RUN FÜR 6 KM
Wie ich bereits im vorigen Post angekündigt habe, möchte ich näher über die Laufveranstaltung "Frauen Fun Run für 6 Km" berichten. (Dieser Laufwettbewerb ist ein "Zwischenstopp" auf dem Weg zu der Laufveranstaltung "Österreichischer Frauenlauf", die heuer am 27.05. 2018 stattfindet.)
Source: Internet
Ich habe mich sehr auf diesen Laufwettbewerb gefreut. Ich habe mich bereits Anfang März für beide Laufevents angemeldet. Da ich nach dem Trainingsplan "Fit in 12 Wochen" intensiv trainierte, interessierte mich natürlich auch, in welcher Zeit "den 6 Km" Laufwettbewerb schaffe. Ich hatte ein bestimmtes Vorhaben: 32 Minuten - die erste Runde langsamer angehen und in der zweiten Runde Vollgas geben. So habe ich es wenigstens geplant.
Ich kann Pläne schmieden, wie ich will, aber die Wirklichkeit sieht meistens anders aus. Denn das Laufevent fiel auf den Tag, an dem ich meinen Nachmittagsdienst hatte. Das sollte ich aber leicht organisieren können. Ich erkundigte mich beim Nachtportier, ob er meine Schicht übernehmen könne. Genau an diesem Tag müsse er jedoch bis etwa 18:30 Uhr einen Pflichtvortrag an der Uni halten und könne frühestens zwischen 17:30 und 17:45 Uhr übernehmen. Mir stockte der Atem, ich überlegte fieberhaft, was ich tun sollte.
Es gab nur drei Möglichkeiten: 1. Ich komme entweder rechtzeitig zum Laufwettbewerb, ziehe mich um und schaffe es, mich warmzulaufen, oder 2. Ich komme gerade noch rechtzeitig an, ziehe mich hektisch um und muss gleich losrennen, oder 3. Ich schaffe es überhaupt nicht zur Veranstaltung, weil mein Kollege länger an der Uni bleiben muss.
Ich musste mich psychisch auf diese Situationen einstellen. Ich bin keine negative Person, aber zugleich „male ich mir ungern rosa Wolken". Ich tröstete mich auch mit beruhigenden Gedanken – alles wird locker laufen. Ich musste halt akzeptieren, was auf mich zukommt.
Ich fokussierte mich nur auf die Dinge, die ich ändern und die mich in eine gute Laune versetzen konnten. Das war vor der Laufveranstaltung sehr wichtig für mich. Nicht umsonst heißt die Veranstaltung auch "Frauen Fun Run". Ich möchte mit „fun" in den Tag starten - so schlief ich mich ausreichend aus, gönnte mir ein leckeres Frühstück - 2 Butterbrote mit Marmelade, Kaffee und ein Sportgetränk und dann auch ein leckeres Mittagsessen, das aus Kohlenhydraten (Pasta), Eiweis (Hähnchen) und Vitaminen (Tomaten und Vogerlsalat) bestand und bemühte mich, viel zu trinken. Ich hoffte, dass mir diese Kombination genügend Energie geben würde.
Der Nachmittagsdienst anschließend war dann einerseits ein bisschen stressig, andererseits tauchte mein Kollege schon 10 Minuten vor halb sechs auf. Er wünschte mir noch viel Glück fürs Laufen. Ich verließ das Gebäude gegen 17:40 und marschierte Richtung U-Bahn Station.
In der U-Bahn bemerkte ich einige Läuferinnen, die auch Richtung Stadion fuhren. Als ich ausstieg, holte ich mir ein "Bio-Weckerl" in der Bäckerei und dann spazierte ich Richtung Hauptallee, wo die Veranstaltung stattfand. Ich zog mich im Container schnell um. Ich spürte, wie die Nervosität in mir aufstieg. Ich beobachtete die Frauen. Einige kannte ich aus dem Lauftraining, die anderen waren mir unbekannt. Eine Dame, die sich gleich neben mir umzog, berichtete ihrer Freundin lebhaft darüber, dass sie in letzter Zeit sehr gut gelaufen sei und diesmal auf eine Zeit unter 30 Minuten hoffte. Mir war schlecht. Ich musste an die frische Luft, sonst würde ich mich gleich wieder umziehen und nach Hause fahren.
Ich habe in den letzten Tagen wegen meiner Verletzung nicht besonders gut trainieren können. „Aber dieser Laufwettbewerb heißt ‚Frauen Fun Run‘!", ging es mir beim Einlaufen durch den Kopf. Und warum bekam ich gerade jetzt kalte Füße?! Warum war ich nicht schon während meines Trainings nervös?! Na klar, ich messe mich beim Training mit niemandem - meine Pulsuhr ist dann die einzige Orientierung, die ich habe. Manchmal bin ich zufrieden mit dem Ergebniss, ein anderes Mal frage ich mich, ob die Uhr kaputt ist, wenn ich sichtlich langsamer gelaufen bin.
Als ich mit dem Laufsport angefangen habe, habe ich mich darauf konzentriert, regelmäßig bei jeder Laufeinheit die Strecke zu verlängern. Ich war richtig stolz auf mich, wenn es mir gelungen ist. Im Vordergrund stand damals, bei jedem Wettbewerb durchzukommen, statt um einzelne Minuten zu kämpfen. Der Mensch ist aber ein unzufriedenes Wesen - er möchte immer mehr haben und mit wenig gibt er sich nicht zufrieden.
Und dann ging es los: Der Block A - die schnellsten Läuferinnen - startete. Ich bin im Block B und hatte noch über eine Minute Zeit, bevor ich loslief. Ich war nervös, meine Beine zitterten ein bisschen und in meinem Kopf wühlten die Gedanken. Ich versuchte, sie zu stoppen und mich zu beruhigen. Ich wiederholte innerlich nur einen Satz: Fokussiere Dich aufs Atmen.
Es kam der Schuss aus der Pistole und ich rannte. Der erste Kilometer kam mir unendlich vor. Was war denn mit mir los? Als ich dann in die Kurve bog, waren meine Beine leichter und mein Atem ging regelmäßiger. Die erste Runde war hinter mir - in 16:15 Minuten - wie ich später den Ergebnissen entnahm. Ich wollte es aber unter 16:00 Minuten schaffen.
Die zweite Runde war anstrengend, es kam mir vor, als wollte diese Strecke einfach nicht enden. Ich bin diese Strecke schon tausendmal gelaufen, aber soo laang wie jetzt war sie noch nie. Ich hatte auch einen schrecklichen Durst. Ich konzentrierte mich nur auf das Atmen und hielt mich hartnäckig hinter anderen Läuferinnen, die mein Tempo bestimmten. Der Abstand zwischen uns betrug etwa 100 - 150 Meter. Ich gab Vollgas vor dem Ziel. Mein Kopf war plötzlich leer. Ich wusste nicht mehr, wie ich von der rechten Seite auf die Linke gekommen war. Und warum bin ich eigentlich nicht auf der rechten Seite geblieben? - es wäre doch dort einfacher gewesen! Es war, als hätte jemand diese Sekunden aus meinem Kopf gelöscht. Ich hörte weder die Moderatoren auf der Bühne, noch die jubelnden Zuschauer. Es war alles verschwommen.
Ich war im Ziel, eine stämmige Dame war direkt hinter mir. Ich hatte sie gar nicht wahrgenommen. Jetzt hörte ich wieder alles klar – das: "Komm, Komm, Komm!". Ich weiß nicht, wie viele Sekunden mich von den Läuferinnen trennten, dich mich ins Ziel geführt hatten. Mir kam es wie eine Ewigkeit vor - in Wirklichkeit waren es aber nur 5 Sekunden.
Ich hatte die Zeit „33 Minuten und 4 Sekunden" erreicht. Meine Emotionen fuhren Achterbahn - Ich habe mein Vorhaben nicht erreicht, ich bin gescheitert – mein 32 Minuten Vorsatz blieb unerfüllt. Aber ich bin ins Ziel gekommen! Eigentlich konnte ich stolz auf mich sein. Und ich bin stolz auf mich. Viele Kleinigkeiten entscheiden, mit welcher Zeit man das Ziel erreicht. Ich war durstig, als ich gelaufen bin. Wahrscheinlich hätte sich meine Zeit ein paar Sekunden verbessert, wenn ich genug Flüssigkeit zu mir genommen hätte. Aber „Wenns" zählen nicht. Nach dem Krieg ist jeder General. Im Großen und Ganzen sollte man Spaß auf jeder Veranstaltung haben. Ich möchte nicht nach jedem Event frustiert sein, wenn ich meine vorgenommene Zeit nicht schaffe. Ich hatte keine Leistungsdiagnostik gemacht, ich habe keine Trainer an meine Seite, die mir sagen, was ich falsch mache und mich motivieren und sagen „großartig gemacht!" Und ich war großartig, egal, wie abgedroschen das klingt. Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden. Das Laufen gibt mir nämlich mehr zurück als ich in es investiere und das zählt mehr als all die gesetzten Vorhaben und Minuten.
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